Die Finanzierung
Typisch für die Finanzierung mittelständischer Familienunternehmen ist die enge und langjährige Zusammenarbeit mit einer Hausbank und einzelnen ergänzenden Banken. In der Regel konzentriert sich die Finanzierung auf übliche Bausteine für das Working Capital (Kreditlinie, Factoring) und Investitionen (Leasing, Darlehen). Das mögen Finanzspezialisten belächeln, aber sie treffen nicht das Kerninteresse eines häufig technisch geprägten Unternehmers: „Ich bin Industrieller und kein Spekulant, mein CFO soll es auch nicht sein“. Natürlich gibt es für den Mittelstand interessante Produkte, aber sie und die Finanzpartner müssen dann auch krisentauglich sein, weil Mittelständler oft durch Höhen und Tiefen gehen. Deshalb sind zum Beispiel endfällige Finanzierungsprodukte sorgfältig zu durchdenken, ebenso Produkte, zum Beispiel Swap-Geschäfte, die eine hohe finanzwirtschaftliche Kompetenz in dem durchweg schlanken Overhead von Mittelständlern erfordern. Das spricht nicht gegen die Produkte, aber ihre Chancen, Risiken und Anforderungen müssen abgewogen werden.
Ebenso arbeiten Familienunternehmen regelmäßig eng und langjährig mit einem Versicherungsmakler zusammen. Das ist hilfreich im Umgang mit Warenkreditversicherern und Avalgebern, die professionell anzugehen sind und erheblichen Einfluss auf das Working Capital haben.
Unverzichtbare Grundlage eines soliden Finanzmanagement ist ein ordentlich strukturierter und geführter kaufmännischer Bereich. Jahresabschlüsse, unterjährige Berichte und die Mehrjahresplanung müssen termingerecht vorliegen und es ist empfehlenswert, sie konservativ zu gestalten, um die Glaubwürdigkeit bei Finanzierern und Versicherern zu bewahren. Das gilt generell, auch weil sich die Finanzwelt aufgrund von Vorgaben der Regulierer deutlich gewandelt hat – nämlich tendenziell zum konservativen Vorgehen. Das schlägt auf die Finanzierungsstruktur und Bilanzpolitik durch, deren Kennzahlen einhergehend mit der Planung maßgeblich für die Bemessung der Finanzierungskapazität und des Unternehmenswertes sind.
Prof. Dr. Robert Simon war selber mehrere Jahre als CFO tätig und hat Erfahrungen aus einigen Refinanzierungen und M&A Prozessen, auch unter schwierigen Bedingungen. Er ist Senior Advisor eines Family Office sowie Beirat bzw. Aufsichtsrat. Außerdem ist er langjähriger Partner der Plattform „Die Unternehmervertrauten“ für Finanzierer und beratende Kanzleien (RA, WP, Stb) des Mittelstands.